Kommunikation auf dem Fußballplatz – „Leo“ kennt jeder

Kürzlich habe ich mir ein U19-Junioren Bundesligaspiel mit einem ehemaligen Fußballprofi angesehen. Bei dem Spiel fiel uns auf, dass die Jungs technisch, konditionell und taktisch gut geschult sind, aber entweder nicht oder schlecht miteinander kommunizieren. Diese Defizite in der Kommunikation führten dazu, dass sie ihre sehr guten anderen Fähigkeiten nicht komplett ausspielen konnten.

Welche Möglichkeiten der Kommunikation haben die Spieler auf dem Feld und wie kann man das im Training einüben?

Die Spieler haben die Möglichkeit der verbalen und der nonverbalen Kommunikation auf dem Platz. Die paraverbale Kommunikation (Stimme, Lautstärke, Betonung, Sprechtempo und Sprachmelodie) dient auf dem Sportplatz meistens nur der Übermittlung der Botschaft (Wörter) (z.B. Lautstärke damit der Empfänger die Nachricht auch hört) und ist aufgrund von körperlicher und psychischer Anstrengung schwer zu kontrollieren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Kommunikation meistens unter Zeit- und Gegnerdruck stattfindet und eine unterschiedliche Interpretation der Information von Sender und Empfänger ausgeschlossen werden sollte, da dies direkte, negative Auswirkungen auf das Spiel hat. Dazu braucht man vorherige Absprachen und Training, dass aus dem Informationsvorsprung ein Gedanken- und Bewegungsvorsprung resultiert.

Verbale Kommunikation

Bei der verbalen Kommunikation betrachten wir die Sprache. Beim Fußball konzentrieren wir uns dabei auf die Wörter. Die Wörter sind kurze Code-Wörter oder Kommandos – für ein Gespräch ist selbstverständlich auf dem Platz zu wenig Zeit. Es gibt diese Wörter für Spieler deren Mannschaft im Angriff (mit Ballbesitz) oder in der Verteidigung (ohne Ballbesitz) sind. Bei beiden Ballbesitzarten ist noch zu unterscheiden, ob ich der Sender oder Empfänger der Nachricht bin. Als Sender benötige ich einen Informationsvorsprung, den ich dem Empfänger (meinem Mitspieler) mitteilen möchte. Das kann sein, dass ich den Ball führe und somit sagen kann wohin ich den Ball spiele oder ich der Mitspieler bin und mitteilen kann, wo ich den Ball erwarte. In der Verteidigung kann es das größere Sichtfeld oder die gemeinsame Balleroberungsaktion sein.

Beispiele für den Angriff als Ballführender können „Klatsch“ (Info: ich möchte einen Doppelpass spielen und du hast Gegnerdruck) und „Dreh“ (Info: du hast Zeit und kannst dich drehen) sein. Im Angriff als Ballempfänger könnte es „kurz“/„lang“ (Info: ich laufe mich in deine Richtung/andere Richtung frei) und „Linie“ (Info: ich biete mich außen an) sein. In der gemeinsamen Balleroberung „drauf“ (Info: wir gehen gemeinsam auf den Ballführenden), „übernimm“ (Info: ich kümmere mich um einen anderen Gegenspieler) oder „Leo“ (Info: ich stehe besser und nehme den Ball). Als Information ohne eigenes Mitwirken „linke Schulter“ (Info: links hinter dir ist der Gegenspieler) oder „Hintermann“ (Info: du spürst gleich Gegnerdruck). Die Liste könnte man noch lange fortsetzen. Wichtig ist, dass Ihre Mannschaft Ihre Wörter festlegt und definiert und dann auch im Training übt.

Training nach Altersklassen (der Einfachheit halber wird von Jungs ausgegangen – bei Mädchen sollte dies natürlich auch gemacht werden)

Bambini und F-Jugend: Namen des Ballempfängers sagen, wenn ich einen Ball werfe oder spiele (Aufmerksamkeit wird erhöht)

E- und D-Jugend: Anschlussaktion benennen („Klatsch“, „Dreh“) kann in Übungsformen beim Passen integriert werden.

C- und B-Jugend: Taktische Kommandos („verschieben“, „Linie“) können in taktischen Übungsformen integriert werden.

A-Jugend und Herrenmannschaft: Kommandos in Bezug auf den Spielrhythmus („Pressing“) und das -system („Raute“, „2 Spitzen“).

Nonverbale Kommunikation

Bei der nonverbalen Kommunikation betrachten wir die Körpersprache. Da gibt es zum einen die Präsenz auf dem Platz und zum anderen Zeichen, die mit dem Körper oder dem Zusammenspiel Ball und Körper produziert werden können. Ich möchte mich hier auf die Zeichen konzentrieren.

Ist es in anderen Sportarten ganz normal einzelne Angriffsformationen (Volleyball) oder Spielzüge (Basketball) durch Zeichen anzukündigen, so genießt das im Fußball einen geringeren Stellenwert. Beobachten kann man es meistens nur bei Eckbällen und Freistößen (rechter Arm heben – Ball auf Höhe des ersten Pfosten; linker Arm heben – Ball auf Höhe des zweiten Pfosten) – Ball in ruhender Position. Beim Einwurf (Ball in der rechten/linken Hand zum Einwurf tragen, um eine Variante zu spielen) kommt es schon seltener vor und auch beim Torabschlag oder -abstoß sind die Varianten meistens begrenzt oder nicht vorhanden (das gleiche gilt auch für den Anstoß).

Die hohe Kunst „ein Ball mit Botschaft“ (Ball auf den Gegner entfernten Fuß oder Gegner nahen Fuß) um das weitere Spiel fortzusetzen, wird fast gar nicht praktiziert.

Training nach Altersklassen

Bambini und F-Jugend: Anzeigen wohin ich den Ball bekommen will – rechts/links (Fingerzeig)

E- und D-Jugend: Anzeigen wohin ich den Ball bekommen will – Körperteil (Brust, rechter/linker Fuß) (Fingerzeig)

C- und B-Jugend: Eckballvarianten: Zeichen des Schützen – Laufwege der anderen Spieler – Ausführung

A-Jugend und Herrenmannschaft: Stellung des Spielers und Anspiel des jeweiligen Beins haben Auswirkungen auf den weiteren Spielverlauf.

Eine gute Kommunikation kommt allen anderen fußballspezifischen Fähigkeiten zu Gute und führt dazu, dass ein Team als solches Auftritt und den Informationsvorsprung in einen Bewegungsvorsprung und somit in einen Torvorsprung umsetzt und letztendlich das Spiel gewinnt.

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